Review zu Left 4 Dead (2008)

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Eingetragen am 06.12.2008 10:02:53 von LiquidSnakE [Support]
Zuletzt geändert am 06.12.2008 10:02:53 von LiquidSnakE [Support]

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Left 4 Dead (2008)

Großartiger Co-op-Shooter - und sehr gute Portierung (Xbox 360-Review)
 
Eigentlich wird dem Spieler in 'Left 4 Dead' nichts präsentiert, was er, sofern er sich für das Horrorgenre interessiert, nicht schon tausendfach gesehen hat: die USA werden von Zombies überrannt, nachdem sich eine unbekannte Infektion, auf die im Spiel nicht näher eingegangen wird, sehr rasch verbreitete und binnen 14 Tagen das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in ein Land der grenzenlosen Gefahr verwandelte. Die Straßen werden von Zombies und Mutanten bevölkert, die, ganz gemäß dem Klischee, nur ein Ziel haben: das Jagen und Töten der verbliebenen Überlebenden, die, aus ebenso nicht näher definierten Gründen, gegen die Infektion immun sind.

Als Teil einer vierköpfigen Gruppe, die, wie in bekannten Zombie-Horrorfilmen, bunter zusammengewürfelt nicht sein könnte, schlägt man sich also durch die Zombiehorden bis zu einem Evakuierungspunkt durch, um aus dem jeweiligen Szenario zu entkommen. Szenarien gibt es insgesamt vier. Ja, ihr lest richtig: das ganze Spiel umfasst nur 4 Szenarien! Doch lasst euch von dieser zugegeben geringen Zahl nicht abschrecken: keine Partie in 'Left 4 Dead' ist jemals dieselbe. Verantwortlich dafür ist die eigens für diesen Titel programmierte spezielle KI, der 'AI Director'. Dieser analysiert fortlaufend euer Spiel, Können, Lebensenergie, Munitionsvorräte etc. und schickt, je nachdem, wie gut ihr euch schlagt, mehr oder weniger - und, vor allem, mehr oder wenige gefährliche - Zombiewellen gegen euch ins Feld. So ist es durchaus möglich, dass euch, wenn ihr viel Energie verloren habt und allgemein eher mäßigen Erfolg verzeichnen könnt, nur ein paar Dutzend normale Zombies den Weg versperren, seid ihr hingegen gut kann euch der 'Director' jedoch schon einmal 2 Tanks, 4 Boomer und 2 Hunter - zusätzlich zu den normalen Zombies - in einem einzigen Angriffszyklus entgegen setzen. Zombie-Angriffswellen finden somit niemals zur gleichen Zeit statt: während in einer Runde die Zombies zufällig angreifen, während ihr euch gerade in einem Haus verschanzt habt und somit effizient verteidigen könnt, ist es durchaus möglich, dass ihr in der nächsten Partie genau dann angegriffen werdet, während ihr ungeschützt auf offener Straße steht. Dies erhöht den Wiederspielwert von 'Left 4 Dead' enorm, da ein Szenario niemals das gleiche ist. Das muss es allerdings auch...

Im Gegensatz zu anderen Valve-Titeln, die primär auf Multiplayer ausgelegt sind, bietet 'Left 4 Dead' auch eine Singleplayer-Kampagne, in der es möglich ist, die vier verfügbaren Szenarien mit 3 Bot-Kollegen zu spielen. Die Bots sind, im Unterschied zu anderen Co-op-Shootern, erfreulich intelligent, heilen euch, wenn es notwendig ist und retten euch (und sich gegenseitig), solltet ihr in Bedrängnis geraten. Leider sind und bleiben Bots, trotz ihrer Intelligenz, nach wie vor 'nur' Bots. Eure KI-Partner weigern sich beispielsweise vehement, Molotovs oder Rohrbomben aufzunehmen. Dies ist insofern bedauerlich, als dass Zombies von den blinkenden Sprengsätzen angezogen werden, wie die Motten vom Licht und es folglich möglich ist, einen ganzen Haufen mit nur einer Bombe zu erledigen. Auch meint die KI es mit ihrer Fürsorge manchmal zu gut. Ein Beispiel: ein Bot und ich haben fast die gleiche Anzahl Healthpoints. Ich gebe ihm meine Pillen, weil ich trotz meiner niedrigen HP-Anzahl durchkommen würde. Er jedoch gibt sie mir wieder zurück, mit dem Kommentar, ich möge mich heilen - hm. Auch ist etwas lästig, dass Bot keine Schlüsselpositionen verteidigen - wie beispielsweise Evakuierungszonen. Sie laufen stattdessen in der Botanik herum und konzentrieren ihr Feuer nicht auf Fenster, Türen oder anderen Eingänge, durch die Zombies hereinströmen. Dies ist allerdings verschmerzbar - wie gesagt, die Bots sind intelligent, doch sie sind halt Bots. Für den Einzelspieler bietet 'Left 4 Dead' im Endeffekt einfach viel zu wenig, was den Vollpreis von knapp 70 Euro einfach nicht rechtfertigt. Der Singleplayer-Modus ist aber ohnehin nur zum Training für den wahren Kern des Spiels gedacht - den Multiplayer via Xbox Live.

Hier geht wirklich die Post ab: 4 Freunde oder 4 zufällig aufeinander getroffene Spieler müssen gemeinsam die Szenarien durchlaufen und überleben. Hört sich simpel an, macht aber großen Spaß! In 'Left 4 Dead' ist Kooperation Pflicht, Alleingänge oder asoziales Verhalten enden speziell auf den höheren Schwierigkeitsgraden zwangsläufig mit dem Bildschirmtod, weil ein Einzelner, egal, wie gut er ist, einfach nicht mit den endlosen Zombiehorden fertig werden kann. Spätestens beim Heilen oder Nachladen ist er ungeschützt und leichte Beute. Während man bei anderen Co-op-Shootern, wie 'Enemy Territory: Quake Wars' mit etwas Übung auch alleine erfolgreich sein kann, ist hier Zusammenarbeit - am besten inklusive Headset zur Planung, da der Titel vollständig Voice-kompatibel ist - Pflicht. Am meisten Spaß hat man in diesem Modus natürlich mit Freunden, da man bei Fremden unter Umständen nicht weiß, woran man ist.

Neben den normalen Kampagnen gibt es auch einen Versus-Modus, wo 4 gegen 4 spielen und eine Seite die Rolle der Special-Zombies (Boomer, Hunter, Smoker, Tank) übernimmt. Leider ist dieser Modus etwas unbalanced, weil die Zombies ihre Klasse zufällig erhalten und speziell der starke Tank sehr selten ist. Außerdem ist negativ, dass die Zombies keine Witch-Klasse erhalten haben - die Witch hätte durch ihre hohe Schnelligkeit und Schlagkraft die Matches etwas stärker ausbalanciert. So passiert es leider nur allzu oft, dass die Zombies nicht viel mehr sind, als verrottete, stöhnende Zielscheiben - schade. Ich hoffe, dass Valve hier mittels späterem Patch noch nachbessert.

Die Technik von 'Left 4 Dead' ist solid, aber nicht perfekt. Zum Einsatz kommt, einmal mehr, die Source-Engine von Valve, der man ihr Alter inzwischen leider deutlich anmerkt. Kantige Animationen und Low-Resolution-Texturen zeichnen die Landschaften, was aber kaum ins Gewicht fällt, da die Grafik flüssig und ohne starkes Flimmern läuft und man außerdem aufgrund der hohen Geschwindigkeit des Gameplay eh kaum Zeit hat, sie zu 'bewundern'. Die Entwickler haben nochmals alles aus der Engine rausgeholt, was ging; dies zeigt sich vor allem an den schönen und stimmigen Lichteffekten. Auf der Xbox 360 wurden die Grafikdetails gegenüber dem PC um eine winzige Spur reduziert, was aber eigentlich nur bei den Lichteffekten auffällt. Die Steuerung des Spiels ist, wie schon bei der 'Orange Box', butterweich und geht extrem gut von der Hand, sodass man sich beinahe so effizient wie mit Maus und Tastatur der Untoten entledigen kann. Der Soundtrack ist stimmig, aber mir manchmal ein wenig zu aufdringlich: bedrohliche Stille oder nur ein leichtes musikalisches 'Säuseln' im Hintergrund wäre der Atmosphäre an vielen Stellen zuträglicher gewesen. Alles in allem hat Valve wieder eine superbe Portierung abgeliefert, die der PC-Version in so gut wie nichts nachsteht.

Betrachtet man das Cover des Spiels ("Left 4 Dead", aber eine Hand mit 5 Fingern... - wer nicht weiß, wovon ich spreche, möge googeln), kann man es sich vielleicht denken: wie die 'Orange Box' wurde 'Left 4 Dead' für den deutschen Markt zensiert - und das ziemlich stark. Sämtlicher Splatter wurde aus dem Spiel entfernt und 'getötete' Zombies lösen sich sofort auf, zusätzlich wurde das Blut, welches bei Treffern spritzt (ansonsten gibt es kein Blut im Spiel, da es in der deutschen Version nicht an Wänden kleben bleibt), exklusiv auf der Xbox 360 grün eingefärbt (auch bei Überlebenden). Inwieweit diese Änderungen den Spielspaß angreifen? Hm, kommt auf das Individuum an. Für mich wäre der Kauf der deutschen Fassung keine Option, da 'Left 4 Dead' inhaltlich versucht, an Horror-Klassiker wie George A. Romeros Zombie-Saga anzuknüpfen (was durch die Filmplakate für jedes Szenario bestätigt wird) und Splatter einfach dazugehört und die Atmosphäre klar bereichert. Natürlich macht das Spiel ohne immer noch Spaß, aber es ist einfach nicht das gleiche. Die zensierte Fassung ist übrigens vollständig mit der internationalen Originalversion kompatibel - deutsche Spieler brauchen also keine Angst haben, sie müssten 'unter sich' bleiben - und somit nur leere Server vorzufinden.

'Left 4 Dead' ist ein kurzweiliger, aber sehr amüsanter Zeitvertreib, der sich jedoch primär an Multiplayer-Fans richtet. Für den Einzelkämpfer bietet das Spiel leider kaum etwas: so intelligent die Bots auch sein mögen, sie ersetzen einfach keine menschlichen Mitspieler und durch das komplette Fehlen einer Story hat man, unabhängig vom 'AI Director' irgendwann einfach alles gesehen, was Valves Überlebenskampf zu bieten hat. Die Portierung auf die Konsole ist exzellent gelungen und bedingt durch das geringe Kantenflimmern, das ein Hauptproblem der Konsolen ist, sowie durch die präzise Steuerung macht sie einfach Spaß. 'Left 4 Dead' ist mein Co-op-Game des Jahres, das durch sein 'echtes' Teamplay auch den jüngsten Kooperationshits wie 'Gears of War 2' oder 'C&C: Red Alert 3' das Wasser abgräbt. Leider müssen PS3-Zocker auf den Zombie-Shooter verzichten, Besitzern einer Xbox 360, die nur annähernd etwas mit Zombies und Co-op-Gameplay anfangen können, rate ich zum Kauf.

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