Review zu Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (2001)

Fehler oder fehlende Informationen entdeckt? Einfach im Message Board posten oder das Verbesserungsformular benutzen.

Eingetragen am 07.05.2008 16:40:08 von LiquidSnakE [Support]
Zuletzt geändert am 13.04.2011 03:17:26 von LiquidSnakE [Support]

Dieser Artikel gehört zu:
Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (2001)

[PC] Zumindest dem 3. Teil blieb die Portierung erspart...
 
Ich bin ein 'Metal Gear Solid'-Fan erster Stunde. Seit ich den ersten Teil der Saga direkt zu Release gekauft habe, bin ich ihr verfallen. Kein anderes Videospiel, noch nicht einmal das grandiose 'Max Payne', hat es bisher geschafft, Interaktion und Cineastik derart gekonnt miteinander zu verschmelzen. Obwohl 'Sons of Liberty' der in meinen Augen schwächste Teil der 'Solid'-Trilogie ist, begeistert es mich dennoch bis heute und lädt gelegentlich dazu ein, die Story rund um Solid Snake und Neuling Raiden erneut durchzuspielen. 2003 wurde eine erweiterte Neuauflage, genannt 'Substance', für die PlayStation 2 veröffentlicht und auf Xbox und PC portiert. Ein schwerer Fehler.

Während die Xbox-Portierung annähernd in Ordnung und einzig die Optik schwach und die Steuerung überladen war, merkt man der PC-Version die Lieblosigkeit ihrer Umsetzung an jeder Stelle des Spiels an, begonnen beim Intro. Wie hat Konami es geschafft, das stimmige Intro derart zu verpixeln? Um Missverständnissen vorzubeugen, ich habe in den Optionen die korrekte Auflösung gewählt, bevor ich das Spiel gestartet habe (und ich besitze gewiss keinen riesigen Monitor), dennoch war das Intro extrem verpixelt. Ich habe es später auch auf einem anderen PC getestet, was nichts änderte: das Intro ist mindestens so stark verpixelt wie die Zwischensequenzen im Spiel selbst. Was auf der PS2 noch gut und auf der Xbox zumindest tragbar war, ist am PC ein einziger, großer Haufen aneinander gereihter Blöcke und Kanten. Immerhin passen die Zwischensequzenzen auf diese Weise gut zur übrigen Spielgrafik. Diese wurde ohne große Umstände von der Sony-Konsole auf den PC gebracht. Es liegt somit auf der Hand, dass 'Metal Gear Solid 2' den technischen Möglichkeiten eines semi-aktuellen PC bereits 2003 nicht ansatzweise gerecht wurde, doch trotz seiner relativen Schlichtheit haben es die Programmierer nicht einmal geschafft, das optische Gewand des Spiels fehlerfrei zu portieren. Clipping-Fehler, Pop-Ups und Slowdowns sind an der Tagesordnung, obwohl mein Rechner die Mindestanforderungen trotz seines fortgeschrittenen Alters um das 3-fache übersteigt. Selbst mit allen Details und Effekten auf maximaler Einstellung ist die Grafik extrem grob und unscharf. Auf der Xbox ist sie zwar auch nicht völlig fehlerfrei, sieht aber insgesamt deutlich besser aus. Eine Schande. Doch die Grafik ist nicht das Schlimmste an dieser Portierung...

Die Steuerung ist eine förmliche Vergewaltigung. Per Tastatur ist 'Metal Gear Solid 2' faktisch unspielbar. Man kann die Tastenbelegung zwar konfigurieren, doch ist es im Spiel an sehr vielen Stellen erforderlich, schnell und präzise zu reagieren, um etwa hinter Wänden hervorzuspringen oder in der Ego-Perspektive zu zielen, was via Tastatur unmöglich ist. Eine Maus-Unterstützung, die das ganze noch hätte retten können, gibt es nicht. Für die Anschaffung von MGS 2 ist also zugleich die eines Joypads Pflicht.

Die Umsetzung hat allerdings auch gute Seiten. Sieht man über die zahlreichenen Mängel hinweg (was zugegebenermaßen nicht leicht ist), kann man sich der epischen Story hingeben. Diese ist zwar schwächer als jene der Teile 1 und 3, aber gut genug, um den Spieler bis zum Ende an den PC zu fesseln. Hat man das Hauptspiel erst einmal durch, können versteckte Extras durch das Sammeln von gegnerischen Hundemarken freigespielt werden, darunter nette Goodies wie ein Bandana für unendlich Munition, einen Stealth-Anzug, der die Spielfigur unsichtbar macht oder eine Perücke, die unter Wasser unendlich Atemluft gewährt. Doch das ist nur der Anfang - es gibt noch viel zu tun.

Denn 'Substance' bietet hunderte mehr oder weniger kniffelige VR-Missionen, die bestritten werden wollen. Neben dem aus Teil 1 bekannten Training (Sneaking, Shooting, Waffentraining) kann zwischen mehreren Spezialmodi gewählt werden, darunter ein Photograph-Modus, in dem man bestimmte Motive in der vorgegebenen Zeit mit der Kamera auf Film bannen muss, oder einen in Ego-Shooter-Manier gehaltenen First-Person-Modus. All diese Missionen können als Raiden oder Snake durchgeführt werden, mit zunehmendem Erfolg werden für beide zusätzliche Kostüme und damit neue Missionen freigeschaltet. Einziges Manko: die VR-Missionen sind teilweise äußerst schwer, weshalb man sie weniger als Training für das Hauptspiel, sondern als die eigentliche Herausforderung des Spiels ansehen sollte. Im Gegenteil, der Story-Moduss sollte mindestens einmal als Übung für die VR-Missionen durchspielt werden...

Das einzige, was auf dem PC den Standard der anderen Versionen von 'Metal Gear Solid 2' hält, ist die Musik. Der Soundtrack von Harry Gregson-Williams ist äußerst atmosphärisch und wird nie langweilig.

Die PC-Portierung von Hideo Kojimas Agenten-Blockbuster ist eine der katastrophalsten Konsolenumsetzungen, die ich je gesehen habe. Die Grafik ist verpixelt und unscharf, die Steuerung ist ein einziges Desaster und macht es reinen Tastatur-Spielern unmöglich, bei MGS 2 etwas anderes als Frust zu empfinden und inhaltliche Mängel wie die stellenweise konfuse Story des Hauptspiels oder die stark schwankende Schwierigkeit der VR-Missionen sorgen dafür, dass sich PC-Puristen den Kauf lieber zweimal überlegen. Trotz des enormen Umfangs ist es das Geld - jedenfalls auf dem PC - nicht wert, zumal - im Gegensatz zur PS2-Version - nicht einmal 'The Document of MGS 2' als Bonus beiliegt. Damit bleibt 'Metal Gear Solid 2' eine weitere 'Quick-Portierung' in Konamis mittlerweile breiten PC-Portfolio zur Geldmache. Schade.

(c) Online Games-Datenbank 2003-2025 Built on PHP, MariaDB, Smarty, and jQuery, 0.0033 sec
Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise sowie unsere Datenschutzerklärung