Review zu ObsCure II (2007)

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Eingetragen am 03.03.2009 02:37:40 von zombie-flesheater
Zuletzt geändert am 03.03.2009 02:37:40 von zombie-flesheater

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ObsCure II (2007)

10/10
 
Als ich das Game zum ersten Mal durchgespielt hatte, war ich hellauf begeistert. Der Endkampf war ein Adrenalin-Flash, wie ich ihn zuletzt zu Megadrive-Zeiten hatte. Teil 2 toppt den bereits sehr guten Vorgaenger jedenfalls um Laengen und spaetestens, als ich zum ersten Mal die Kettensaege in den Haenden hielt, wusste ich, dass ich ein neues Lieblingsgame habe...

Story:
Nach den Ereignissen von Teil 1 haben die Ueberlebenden ein neues Leben begonnen und wagen sich an der Universitaet in Sicherheit. Dumm nur, dass dort eine neuartige Pflanze auftaucht, welche von den Studenten auch gleich als Droge missbraucht wird. Natuerlich dauert es nicht lange, bis die Situation auf der Party einer Studentenverbindung eskaliert und einen Grossteil der Schueler in mordende Monster verwandelt. Doch dieses Gemetzel ist erst der Anfang eines Horrortrips, der neben mutierten Studenten auch noch mit allerlei Horrorfilm-Klischees, wie einem Kettensaegen-schwingenden, deformierten Irren, unheimlichen Alptraeumen und sogar der Einfluss der Regierung aufwartet. Und nur wenige werden diesen Trip ueberleben...

Gameplay:
Survival-Horror in Perfektion. Anders als bei anderen Genrevertretern sind Medikits und Munition mehr als spaerlich gesaet, so dass man manchmal abwiegen muss, ob man die Gegner ueberhaupt bekaempfen sollte, oder nicht lieber einfach davon laeuft. Der Clou am Gameplay liegt allerdings darin, dass man permanent mit zwei Charakteren gleichzeitig unterwegs ist, die alle in unterschiedlicher Beziehung zueinander stehen und ueber besondere Faehigkeiten verfuegen. Und genau diese Faehigkeiten sind es, die man zum Loesen der gut eingestreuten und teils sehr cleveren Raetsel benoetigt. So ist z. B. ein Charakter akrobatisch veranlagt und kann sich ueber groessere Abgruende hangeln, waehrend eine andere Charakterin elektronische Tuerschloesser hacken kann und wieder ein anderer Charakterer normale Tuerschloesser knacken kann. Teils ist das gesamte Team an einem Sammelpunkt, an dem man sich selbst seine beiden Kaempfer fuer die naechste Etappe aussuchen darf, teils trennt sich allerdings die Gruppe und man sieht das Geschehen abwechselnd aus der Perspektive der jeweiligen Personen. Dies traegt insgesamt dazu bei, dass man mit allen Charakteren etwa gleich viel Zeit verbringt und sie ausnahmslos ins Herz schliesst. Genretypisch (und mit Genre meine ich in diesem Fall nicht Survival-Horror, sondern Teenie-Horror) gibt es auch etliche , teils recht witzige, Dialoge, die dabei helfen, die Figuren zum Leben zu erwecken. Da kommt es oft wie ein Schlag ins Gesicht, wenn die eigenen Spielfiguren ausnahmsweise nicht unsterbliche Superhelden sind, sondern im Laufe des Spiels einige von ihnen ihr Leben auf teils blutige Weise lassen muessen, waehrend man als Spieler dazu verdammt ist, machtlos zuzusehen.
Hin und wieder wird das Spielgeschehen auch von Minigames, wie dem Hacken von Tueren, dem Knacken von Schloessern oder einer Bootsfahrt oder dem Benutzen einer Abrissbirne aufgelockert. Diese machen allesamt sehr viel Spass, sind gut eingestreut und wirken tatsaechlich gut platziert und nicht nur eingebaut, um das Game kuenstlich in die Laenge zu ziehen, wie es bei derartigen Minigames oftmals der Fall ist.
Genre-unueblich gibt es hier keine Automap, was angesichts der ueberschaubaren Locations und linearen Pfade aber kaum ein Problem darstellt.

Grafik:
Fuer Grafikfetischisten wohl eher unspektakulaer und technisch nur marginal besser als der Vorgaenger, weiss die Optik dennoch zu gefallen. Dies liegt zum Einen an den vielen abwechslungsreichen Locations, welche allesamt mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden, andererseits an der duesteren Farbwahl, welche die unheimliche Atmosphaere perfekt unterstreicht. Eine dunkle, nebelige Nacht, die nur vom Licht der eigenen Taschenlampe durchbrochen wird, morbide Umgebungen... Silent Hill laesst gruessen! Ebenfalls nett anzusehen sind neben den Locations auch die Charaktere selbst. Diese sind sehr unterschiedlich gestaltet und lassen sich leicht voneinander unterscheiden. Nett sind auch kleine Details, wie der individuelle Gang eines jeden Charakters oder die gekruemmte Haltung, wenn man bereits einige Treffer wegstecken musste. Gekroent wird das Ganze durch sehr gut gemachte Cutscenes, welche die Story weiterfuehren und nicht selten recht blutig ausgefallen sind.

Sound & Musik:
Ob unheimliche Chorgesaenge, waehrend man durch einen duesteren Wald schleicht, oder haemmernde Rocktoene unter den Kaempfen - die Musik passt sich perfekt dem Geschehen an und laesst das Game richtig filmreif werden. Auch die Soundeffekte sind gut gelungen. Schusswaffen klingen brauchial, Schlagwaffen dumpf und manche Gegner lassen sich bereits im Vorfeld hoeren. Alles nicht unbedingt neu, aber erstklassig umgesetzt. Wer denkt, dass das Radio in Silent Hill nicht zu toppen ist, dem sei eine Passage empfohlen, in der man in einer heruntergekommenen Huette nach einen von einem Psychopathen verschleppten Kollegen sucht. Waehrend die morschen Bretter unter den Fuessen der Spielfigur knirschen und unheilsschwangere Musik nichts gutes verheisst, sind aus der Distanz schwere Fusschritte, die Schreie des Kollegen und das Geraeusch einer Kettensaege zu hoeren - ja nachdem, wie viel naeher man an das Geschehen kommt, werden die Geraeusche lauter und intensiver. Terrorkino vom Feinsten! Unnoetig zu erwaehnen, dass zudem so manches Monster mit einem maechtigen Paukenschlag aus dem Hinterhalt angreift und den Spieler ins Gesicht springt.

Atmosphaere:
Die Atmosphaere sucht wahrlich ihresgleichen. Seit Realms of the Haunting, Silent Hill und Resident Evil (1), hat mir kein Game mehr eine derartige Gaensehaut bereitet. Egal, ob es die duesteren Alptraumvisionen, dunkle Waelder oder einfach die morbiden, zerfallenen Korridore der Schule sind - das Spiel ist teilweise so unheimlich, da haette man auf die Gegner fast schon verzichten koennten. Wie oben beschrieben kommt dazu noch die professionelle akustische Untermalung, sowie der staendige Munitions- und Energiemangel. Man traut sich oftmals garnicht weiter gehen, aus Angst, anstelle des ersehnten Speicherpunktes in einen Hinterhalt zu laufen, oder schlimmer... Verstaerkt wird dies alles noch damit, dass man eine Bindung zu den Charakteren aufbaut, waehrend das Drehbuch hin und wieder Schicksal spielt und den einen oder anderen Mitstreiter auf blutige Art und Weise abserviert. Storymaessig hat man sich hierbei jedenfalls groesste Muehe gegeben. Man weiss nie, wen es wann erwischt und wer das naechste Opfer sein koennte. Anders als bei Freitag der 13. etc. sind die Figuren nicht nur gesichtsloses Schlachtvieh, sondern gut etablierte Charaktere, die man eigentlich nicht sterben sehen will. Da staunte ich hin und wieder nicht schlecht, als es den einen oder anderen Charakter erwischt hat, von dem ich bereits von Anfang an dachte, dass er ueberleben wird. So konsequent und gut umgesetzt habe ich dies jedenfalls bisher noch in keinem Spiel erleben duerfen.

Gore:
Oha, die USK muss wohl die selben Blueten geraucht haben, wie die Teenies im Game... Gesplattert wird ordentlich und der Bodycount ist ausnahmsweise mal nicht auf die Monster beschraenkt, sondern auch reichlich Menschen - sowohl eigene Spielcharaktere, als NPCs - duerfen blutigst das Zeitliche segnen. Neben allerlei verstuemmelten Dekoleichen werden besonders dramatische Todesszenen auch in den Cutscenes praesentiert. Von Ausweidungen in einer Traumsequenz, Knutschen mit einer Kettensaege, ueber mit abgetrennten Beinen ueber den Boden schlurfen, bis hin zu zermatschten Koepfen, aufgespiessten Leibern und Enthauptungen ist so ziemlich alles dabei, was das Herz des Gorehounds hoeher schlagen laesst. Zwar spritzt bei den Kaempfen gegen die Monster nur reichlich Blut und es lassen sich keine Koerperteile abtrennen, allerdings sind es hier die zahlreichen Menschen, welche den Gorepegel ansteigen lassen. Ich wuerde sogar so weit gehen, das Game zu den haertesten Games ueberhaupt zu zaehlen, was nicht nur an der graphischen Ausfuehrung liegt, sondern auch daran, dass man es nicht nur mit Dekoleichen oder identitaetslosen Gegnern, sondern sympathischen spielbaren Charakteren zu tun hat.

Spieldauer / Wiederspielwert:
Die Spieldauer selbst habe ich als reichlich lang empfunden. Selbst geuebte Spieler duerften einige Stunden brauchen, bis die Credits ueber den Bildschirm rollen. Und dann ist allerdings noch lange nicht Schluss, sondern es in einer Art Epilog-Kapitel noch weiter bis hin zum eigentlichen Endkampf. Das Game laesst sich zwar muehelos an einem Wochenende durchspielen, bietet aber deutlich mehr Substanz und Abwechslung wie z. B. der Schnellschuss CoD 4 oder auch andere Survival-Horror Spiele. Es gibt zahlreiche Locations zu erkunden und man weiss eigentlich nie so wirklich, wie weit man ueberhaupt ist. Meine gefuehlte Spieldauer (inkl. Zusatzkapitel) ist "doppelt so lang wie der Vorgaenger", was uns auf eine gesunde Spielzeit von 8-10 Stunden bringen sollte. Koennte auch weniger gewesen sein, mir ist es jedenfalls ueberraschend lang und abwechslungsreich vorgekommen. Der Wiederspielwert haelt sich allerdings in Grenzen. Wege und Story sind sehr linear und abgesehen von einer Ausnahme gibt es keine Alternativszenarios bei bestimmten Handlungen. Ueberraschend auch, dass es ausnahmsweise auch keinen freischaltbaren Content, wie Bonuswaffen und -kostueme, Artworks, etc. gibt. Nachdem der (richtige) Abspann ueber den Bildschirm geflimmert ist, gibt es eigentlich nichts mehr zu entdecken. Schade, hier haette man fuer etwas mehr Langzeitmotivation sorgen koennen. Nichts desto trotz wird die Scheibe irgendwann aber wieder einmal in meinem Laufwerk landen, nicht zuletzt dank der herrlichen Atmosphaere.

Steuerung:
Die Steuerung gibt sich recht routiniert, WASD zum Gehen, Leertaste zum Benutzen, F fuer Spezialfaehigkeit, R zum Nachladen, Tab zum Wechsel der Spielfigur, Shift zum langsam gehen, rechte Maustaste zum automatischen Anvisieren der Gegner und linke Maustaste zum anschliessenden Feuern oder Zuschlagen. Zusaetzlich laesst sich mit CTRL das Inventar aufrufen, welches sich mit dem Mausrad durchscrollen und mit der Leertaste benutzen laesst. Mit I wird dann noch der Inventarbildschirm samt Charaktermanagement eingeblendet, wo sich z. B. gefundene Notizen erneut lesen oder den Charakteren Waffen zuordnen lassen. Alles herrlich simpel und unkompliziert. Unnoetiges herumkommandieren der zweiten Spielfigur entfaellt ebenfalls, diese folgt stets dem Spieler und die KI bei Kaempfen geht insgesamt auch in Ordnung. Nur sollte man dem 2. Charakter keine allzu wertvolle Waffe respektive Munition in die Hand geben, sonst wird diese teils recht ruecksichtslos auch auf ungefaehrlichere Gegner verschwendet. Auch ein Blockieren durch die 2. Spielfigur kann auf engen Gaengen zum Problem werden, was sich aber schnell durch Umschalten auf den "blockierenden" Charakter beheben laesst. Der groesste und fuer mich eigentlich einzig echte Makel am Game ist jedoch die Kamera. Diese zeigt das Geschehen zwar meist, teils statisch, teils dynamisch, aus einer uebersichtlichen Perspektive, doch gerade bei bzw. unmittelbar vor den Kaempfen scheint sie zu machen, was sie will. Und dies ist meist genau das, was man selber nicht will, naemlich die Uebersicht verlieren. Ein Rechtsklick zentriert die Kamera allerdings hinter der eigenen Spielfigur, was das Problem rasch behebt. Der Druck auf die rechte Maustaste wird irgendwann dann auch zur kaum mehr registrierten Gewohnheit, so dass man sich Anfangs von der manchmal etwas unguenstigen Kamera nicht abschrecken lassen sollte.
Anfaenger hingegen wird der deftige Schwierigkeitsgrad des Games abschrecken - es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad und dieser ist tatsaechlich recht hart, so dass man Munition und Medipacks nicht arglos verschwenden sollte. Aber gerade diese reale Bedrohung sorgt hier eher fuer Atmosphaere als Frust, auch wenn man zwecks Wegfall von freiem Speichern die eine oder andere Passage evtl. mehrmals spielen muss.

Fazit:
Fuer Fans des Genres ein absoluter Pflichttitel. Ob Leihen oder Kaufen muss angesichts des geringen Wiederspielwerts jedoch jeder fuer sich entscheiden. Mir haben die 30 Euro jedenfalls nicht weh getan, zumal das Game noch oefters in meinem Laufwerk landen wird. Wer etwas fuer eine extrem unheimliche Atmosphaere, eine Story mit vielen unerwarteten Wendungen, und einen etwas knackigen Schwierigkeitsgrad uebrig hat, sollte das Ding jedenfalls mindestens einmal aus der Videothek ausborgen. Ein Resident Evil 3 oder Silent Hill 4 steckt Obscure 2: Aftermath jedenfalls locker in die Tasche. Am Besten gleich vorher noch einmal Teil 1 zocken, da es mit vielen Figuren und auch einigen Locations ein Wiedersehen gibt.

Ein Spiel wie...
...ein Alptraum, der einen noch Tage danach beschaeftigt und bei dem man das zwanghafte Gefuehl verspuert, jeden davon zu erzaehlen.

10/10 geschlachtete Teenies

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